jam"s Gästebuch, trag Dich ein!

Donnerstag, 19. Juli 2007

Tabuthema Depression?

Das Aufstehen heute war nicht ganz so schlimm, wie die letzten Tage. Die Nervosität, innere Unruhe, kalte Schweissausbrüche bleiben. Ich machte mir sogar selber einen frischen Pfefferminztee, da ich den Blasen-Nierentee nicht mehr sehen kann...die lezten Tage hatte ich ja gar nichts mehr selber gemacht. Ohne meine Mutter wäre ich verhungert und verdurstet...und das in meinem AlterImage Hosted by ImageShack.us!
Am Nachmittag kam dann meine ebenfalls chronisch kranke Kollegin mit ihrer Mutter zu Besuch. Obwohl sie noch mehr als ich auf die Hilfe ihrer Mutter angewiesen ist, da sie körperliche Einschränkungen hat, sehe ich sie immer aufgestellt, nie klagend oder mürrisch. Ich fragte sie ganz offen, ob sie noch nie mit Depressionen zu kämpfen hatte. Ihrer Antwort konnte ich entnehmen, dass dies nicht der Fall war. Viele Menschen verwechseln Depression mit schlechter Laune oder einem Stimmungstief. Doch es ist viel mehr. Es lähmt, blockiert einen total, man ist nicht mehr sich selber, erkennt sich plötzlich nicht mehr wieder. Es hat nichts mit positivem Denken zu tun, auch nicht mit Überwindung oder mit dem inneren Schweinehund. Das ist eine andere Liga und schwer, selber wieder rauszufinden. Ich kann auch nicht formulieren, was mir fehlt, was mir hilft, was ich brauche. Es braucht Zeit, Geduld...sowohl von mir als auch von meinem Umfeld.
Obwohl meine Kollegin meine Depression nicht nachvollziehen konnte, tat mir der Besuch gut. Es war schön, dass sie sich die Zeit und die Mühe gemacht hatten, zu mir zu fahren, um mich zu sehen...trotz meiner schlechten Verfassung.
Heute war ich etwas aktiver, habe mir die Haare gewaschen, vor 2 Tagen wäre so eine Aktion noch unvorstellbar gewesen...also geht es doch langsam wieder raus aus dem Loch? Zumindest habe ich wieder etwas Hoffnung auf bessere Zeiten...

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Über mich

Seit 1990 lebe ich mit der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn. Monatelange Aufenthalte in verschiedenen Spitälern im In- und Ausland, viele Operationen, eigentlich jede mit Komplikationen, wurden Teil meines Alltages. 1998 dann die Anlage eines Ileostomas, das mir wenigstens im Darm zu mehr Ruhe verhalf. Januar 2003 die letzte grosse OP, unter anderem Rektumamputation und seither offene Wundhöhle mit allen dazugehörenden Folgen wie Infektionen, Hoffnungen und Schmerzen... Jeden Tag versuche ich aufs Neue mein Leben trotz allen Einschränkungen möglichst normal weiter zu führen. Oft ist es schwierig, alle dem etwas Positives abzugewinnen... aber ich gebe nicht auf, denn wer weiss schon, was das Leben für mich noch Schönes bereit hält?! Das will ich auf keinen Fall verpassen!